naggelBoard Foren-Übersicht Registrieren Einloggen, um private Nachrichten zu lesen Mitgliederliste FAQ Suchen

Einloggen, und die Werbung verschwindet
NEU: » Aktuelle Beiträge
     
Ferrari und Paris

 
naggelBoard Foren-Übersicht -> Off-Topic
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Walwing
Joe DiMaggio


Anmeldungsdatum: 19.08.2001
Beiträge: 7665
Wohnort: Hinter'm Wildschweintrog links

BeitragVerfasst am: 13.11.2005, 12:27    Titel: Ferrari und Paris Antworten mit Zitat

Im Internet gibt es jetzt jenen legendären Film von Claude Lelouch zu sehen, den der französische Regisseur in den 70er Jahren drehte, als er mit einer speziellen Kameravorrichtung an einen Ferrari anbrachte und mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit durch die Innenstadt von Paris rasen ließ. Natürlich verbotenerweise, rote Ampeln missachtend, Tauben verscheuchend und gefährlich nah an Brückenpfeilern, Gassi gehenden Frauen und Müllautos vorbei!

In einer ungeschnittenen Einstellung tauchen sowohl der Champs-Elysees, der Louvre, der Place de la Concorde, die Oper und Pigalle auf bis die Fahrt an den oberen Stufen bei Sacre-Coeur endet.

Anbei ein Link, unter dem Ihr Euch den Film dazu über QuickTime ansehen könnt, und zwar unter


http://www.dvblog.org/movies/10_05/rendezvous.mov


Kamerafahrt
Schneller als die Polizei erlaubt
Von Michael Althen

09. Mai 2004 Jahrelang war der Film nur ein Phantom. So wie sich hartnäckig das Gerücht hält, im Untergrund gebe es sogenannte snuff movies, die tatsächlich zeigen, wie Menschen vor der Kamera umgebracht werden, so galt dieser Film als eine Art feuchter Traum von Autobahnrasern.

Da war also die Rede davon, daß Claude Lelouch 1976 eine Kamera auf einen Rennwagen geschnallt habe, der mit zweihundert Sachen im Morgengrauen durch Paris gerast sei, was nach der ersten Vorführung des Materials zur Verhaftung des Regisseurs geführt haben soll. Der knapp zehnminütige Film, so hieß es immer wieder, kursiere im Netz, wo man ihn sich unter dem Titel "Need for Speed" herunterladen könne; und es gebe eine deutsche Version, in deren Vorspann behauptet werde, der französische Formel-1-Rennfahrer Jacques Laffitte habe am Steuer gesessen.

Der schnellste Regisseur der Welt

Anderen Quellen zufolge war es Lelouch selbst, der seinen nagelneuen gelben Ferrari 275/GTB für diesen Stunt benutzt habe. Die Version ist nicht so abwegig, weil die Passion des Franzosen für Rennautos seit seinem oscargekrönten "Ein Mann und eine Frau", in dem Jean-Louis Trintignant einen Testfahrer spielt, weithin bekannt war. Jedenfalls wäre Lelouch, der sonst eher dem weitschweifigen Erzählen zuneigt, mit diesem Kurzfilm der schnellste Regisseur der Welt.

Was immer man von diesen Gerüchten halten mochte, jetzt kann man sie nach über einem Vierteljahrhundert auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Der britische Dokumentarfilmer Richard Simons hat sich bei Lelouchs Produktionsfirma Les Films 13 um die Rechte bemüht und nach langen Verhandlungen vom Negativ eine Kopie ziehen dürfen, die jetzt auf DVD erhältlich ist ("C'etait un rendezvous", www.spiritlevelfilms.com, 14,99 Pfund, also etwa 22,50 Euro).

Der verrückteste Dokumentarfilm

Darauf sind zwar nur knappe neun Minuten Film, aber sie sind das Geld allemal wert, weil sie eben mehr sind als nur eine Fußnote zur Filmgeschichte. Sie gehören zum vielleicht schönsten und verrücktesten Dokumentarfilm, der je gedreht worden ist.

Es beginnt mit einer Einblendung, auf die der Regisseur Wert gelegt hat: In diesem Film gebe es weder Tricks noch Zeitraffer. Und die Bewegungen der Passanten und der im gelben Scheinwerferlicht auffliegenden Tauben belegen, daß das nicht gelogen ist. Aber die Warnung ist berechtigt, weil es heutzutage ganz andere Methoden gibt, die Zuschauer hinters Licht zu führen und es noch nicht einmal mehr hilft, wenn man die Augen aufhält. Aber dies ist 1976, als ein Film noch ein Film war und keine digitalen Tricks dem Material ihren Willen aufzwingen konnten. Hier ist also ein Filmemacher, der mit seinem Leben für die Authentizität des gedrehten Materials einstand, und was immer man über die parfümierten Filme von Lelouch denken mag: Die bei den Dreharbeiten von "Ein Hauch von Zärtlichkeit" übriggebliebene Filmrolle, die er an diesem Augustmorgen im Jahr 1976 in seine Kamera einlegte, spricht eine andere Sprache. Was man da sieht, ist mehr als nur ein Hauch von Leichtsinnigkeit.

Im Geschwindigkeitsrausch

Es geht los auf dem Peripherique, wo die Kamera an der Porte Dauphine aus einem Tunnel auftaucht und die Abfahrt hinaufschießt zur Avenue Foch, die den Schlaf des Großbürgertums mit Bäumen vor dem Verkehrslärm schützt. Man hört das Heulen des V12-Motors, das Schalten der Gänge und das Quietschen der Reifen und gerät durch die bodennahe Perspektive, die das Straßenpflaster wie in einem Sog zu beschleunigen scheint, schnell in einen tranceartigen Geschwindigkeitsrausch, der tatsächlich an Computerrennspiele wie "Need for Speed" erinnert. Hinauf zum Arc de Triomphe, wo die letzten Nachtschwärmer sich nach Hause orientieren, die Champs-Elysees hinab zum Concorde, da ist das erste halbe Dutzend roter Ampeln bereits überfahren. Am Ende werden es fünfzehn sein, aber auch ohne Ampeln wird die Vorfahrt fröhlich mißachtet.

Über den Quai des Tuileries geht es durch den Jardin du Carrousel im Hof des Louvre, ohne rechts oder links zu gucken, Richtung Opera. Kurz davor stehen die Ampeln wieder auf Rot. Ausweichen auf die Gegenfahrbahn, Augen zu und durch, an den Galeries Lafayette vorbei zu Trinite und weiter zum Pigalle. Die Straßen werden enger, die Müllabfuhr ist unterwegs, scharfes Abbremsen, eine Frau mit Hund drückt sich erschreckt an die Häuserwand, beim Pigalle dann links den Boulevard de Clichy hinauf. An der Place Blanche eine kurze Irritation: Der Wagen schwenkt nach rechts, überlegt es sich dann doch anders und fährt geradeaus zum Friedhof, rechts in die Rue Coulaincourt, die in einem Bogen den Montmartre hinaufführt.

Man weiß nicht, ob sich der Fahrer an der Place Blanche geirrt hat oder ob ein Hindernis in Sicht kam - der Wagen schwenkt zu früh zurück. Aber noch während man darüber nachdenkt, schwenkt er in einem U-Turn in die Avenue Junot, die den Hügel noch mal umrundet, in die Rue Norvins mündet und über die Place du Tertre zu Sacre-Coeur führt. Zu Füßen der Basilika kommt der Wagen oberhalb der Treppe zum Stehen, eine blonde Frau kommt die Stufen emporgelaufen, der Fahrer steigt aus, läuft auf sie zu und umarmt sie, dann die Einblendung: "C'etait un rendezvous filme par Claude Lelouch". Den Kopf des Fahrers sieht man nicht, aber seine Statur ähnelt der des Regisseurs.

Der Mann, der ihr gefällt

7:52 Minuten hat er quer durch Paris gebraucht, von der Porte Dauphine bis zu Sacre-Coeur, eine Strecke, für die man zu Stoßzeiten auch gut mal eine Stunde brauchen kann und die Marcel Ayme "La Traversee de Paris" genannt hat. Und weil die Pariser Topographie wie die keiner anderen Stadt kinematographisch in unserem Kopf vermessen ist, führt diese Raserei ohne beschränkte Haftung auch geradewegs durch die Filmgeschichte, nicht nur weil jeder Ort ein Rendezvous mit dem französischen Kino ist, sondern weil das ganze Unternehmen an ähnliche Stunts erinnert, die im Reich der Fiktionen zu Hause sind.

7:52, das ist durchaus vergleichbar mit den 9:43, die Godards "Außenseiterbande" bei ihrem Rekordbesuch im Louvre braucht, oder mit Alain Delon, der in "Die Abenteurer" mit einem Sportflugzeug durch den Triumphbogen fliegt.

Puls auf 180

Claude Lelouch hat sich nach jahrzehntelangem Schweigen doch noch zu dem Film geäußert: Die Blondine, die ihn zum Rendezvous erwartet, sei seine damalige Lebensgefährtin Gunilla Karlzon gewesen, die sich aufs Motorengeräusch hin in Bewegung gesetzt habe. Und an der einzig wirklich gefährlichen Stelle, aus dem Louvre hinaus über die Rue de Rivoli in die Avenue de l'Opera, habe er seinen Assistenten Elie Chouraqui mit einem Sprechfunkgerät postiert für den Fall, daß ein anderer Wagen dazwischenkommt. Der habe sich aber nicht gerührt, weshalb Lelouch mit Vollgas durchgefahren sei. Hinterher sei Chouraqui zu ihm gekommen und habe sich entschuldigt, daß das Funkgerät nicht funktioniert habe - da dämmerte Lelouch erst, was für ein Glück er gehabt hat. Der Puls des Zuschauers ist an dieser Stelle ohnehin auf 180.

Die einzige Enttäuschung erwartet einen, wenn man sich die Mühe macht, die Geschwindigkeit tatsächlich zu messen. Dann stellt man fest, daß Lelouch für 1910 Meter Champs-Elysees 64 Sekunden braucht, was ein Tempo von 110 km/h ergibt - aber es ist in jedem Fall schneller, als die Polizei erlaubt.


Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.05.2004, Nr. 19 / Seite 26[/url]

_________________
Wir haben alarmstufe orange und das
bedeutet, dass irgendwo, irgendwas,
irgendwann, irgendwie passieren könnte.
Also passt bloß auf!


Zuletzt bearbeitet von Walwing am 13.11.2005, 12:53, insgesamt einmal bearbeitet
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen AIM-Name
Walwing
Joe DiMaggio


Anmeldungsdatum: 19.08.2001
Beiträge: 7665
Wohnort: Hinter'm Wildschweintrog links

BeitragVerfasst am: 13.11.2005, 12:42    Titel: Antworten mit Zitat

Habs mir gerade mal angesehn, ehrlich gesagt nicht so spektakulär wie ich dachte, wenigstens auf der Champs-Elyseés (schreibt man das so?) wär noch wesentlich mehr drin gewesen. Aber schon beeindruckend.
_________________
Wir haben alarmstufe orange und das
bedeutet, dass irgendwo, irgendwas,
irgendwann, irgendwie passieren könnte.
Also passt bloß auf!
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Website dieses Benutzers besuchen AIM-Name
-=azrael=-
Cooler Master


Anmeldungsdatum: 13.05.2004
Beiträge: 2340

BeitragVerfasst am: 13.11.2005, 12:51    Titel: Antworten mit Zitat

Habs mir jetzt auch angeschaut. Gut da wär vlt. mehr drinne gewesen, nur konnt ich jetzt nicht erkennen, wie die Straße da beschaffen ist.

Und über Schlaglöcher und sonstwas kannste mit so nem Wagen nicht mit 200 drüberheizen großes Grinsen

Dafür waren die engeren Kurven und Streckenabschnitte doch recht cool, würd ich auch gern mal machen großes Grinsen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
BelgierFritte
KDBUFFSH(GID(AB))DS


Anmeldungsdatum: 13.08.2001
Beiträge: 3591

BeitragVerfasst am: 13.11.2005, 12:56    Titel: Antworten mit Zitat

Schon ein bisschen gestört ...
_________________
Wer seinen Traum verwirklichen will, muß erst einmal aufwachen.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden AIM-Name
Everlast
lebt auf dem Board


Anmeldungsdatum: 12.09.2001
Beiträge: 3790

BeitragVerfasst am: 13.11.2005, 13:18    Titel: Antworten mit Zitat

-=azrael=- hat folgendes geschrieben:
[...]

Dafür waren die engeren Kurven und Streckenabschnitte doch recht cool, würd ich auch gern mal machen großes Grinsen


Ich bin mir sicher, dass der selbst auf der Champs-Elysees keine 200 km/h schnell ist.

Ansonsten: Erinnert mich doch stark an NFS Porsche lol Das Paris der 70er, die Auto am Straßenrand und das Gebrüll des Auto haben auf jeden Fall was für sich. Augenzwinkern
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
-=azrael=-
Cooler Master


Anmeldungsdatum: 13.05.2004
Beiträge: 2340

BeitragVerfasst am: 13.11.2005, 13:34    Titel: Re: Ferrari und Paris Antworten mit Zitat

Walwing hat folgendes geschrieben:

Die einzige Enttäuschung erwartet einen, wenn man sich die Mühe macht, die Geschwindigkeit tatsächlich zu messen. Dann stellt man fest, daß Lelouch für 1910 Meter Champs-Elysees 64 Sekunden braucht, was ein Tempo von 110 km/h ergibt - aber es ist in jedem Fall schneller, als die Polizei erlaubt.


neuer Zwinkerer
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Oshborne
Titscher


Anmeldungsdatum: 09.08.2004
Beiträge: 1730

BeitragVerfasst am: 13.11.2005, 15:02    Titel: Antworten mit Zitat

hoach ist das geil großes Grinsen
erinnert n bissjen an Höndrik

_________________
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden AIM-Name
roter flitzer
ABSTURZKÖNIG 2005


Anmeldungsdatum: 01.08.2004
Beiträge: 4077
Wohnort: Bacardi Inseln

BeitragVerfasst am: 13.11.2005, 17:29    Titel: Antworten mit Zitat

ist auf dem teilstück nich kopfsteinpflaster?
_________________
Being good isn't always easy
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Hendi
blöd


Anmeldungsdatum: 12.08.2001
Beiträge: 5475
Wohnort: Aachen und Rösrath

BeitragVerfasst am: 29.11.2005, 18:29    Titel: Antworten mit Zitat

Wen's interessiert:

Google Map der gefahrenen Strecke
Analyse der Geschwindigkeit

_________________
e^π − π = 20
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden Website dieses Benutzers besuchen AIM-Name
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
naggelBoard Foren-Übersicht -> Off-Topic Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen


 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht posten
Du kannst Dateien in diesem Forum nicht herunterladen
 
  Design © 2003 by BetaSux & Everaldo